oder die Wut Gottes

Wer aber einen dieser Kleinen, die an mich glauben, zum Bösen verführt, für den wäre es besser, dass ein Mühlstein um seinen Hals gehängt und er ersäuft würde im Meer, wo es am tiefsten ist. (Matth. 18,6)

Hier platzt, gelinde gesagt, Jesus gewaltig der Kragen. Ihn ärgern die Verführer, die um ihrer eigenen Macht willen die „Kleinen“, die Unschuldigen, die Abhängten oder Verlorenen mit ihren falschen Sprüchen locken und ihnen das Heil und die Änderung ihrer Verhältnisse versprechen. Das macht ihn wütend! So sehr, dass er ihnen die schlimmste Strafe androht, die es gibt. Er wünscht ihnen einen Mühlstein um den Hals, damit sie damit im tiefstem Meer ersaufen. In einem Meer, das so tief ist, dass es selbst die Seele nicht mehr schafft nach oben zu steigen. Denn das ist die eigentliche schwere Strafe, die hinter diesem Bild steckt.  Arme, unschuldige Menschen zu verführen und für die eigenen Zwecke zu missbrauchen ist für Jesus offensichtlich das Schlimmste was Menschen einem Menschen antun können.

In dem Text davor bezieht sich Jesus auf die Kinder, die er in den Mittelpunkt stellt. (Matth.18,1-6) Das hat seinen Grund, denn Kinder sind das Symbol für Unschuld und Reinheit aber auch für Bedürftigkeit und Vertrauen. Sie sind darauf angewiesen denen zu vertrauen, denen sie anvertraut sind. Und dieses Vertrauen zu missbrauchen ist eines der größten Vergehen. Verführer aber nutzen genau diese Bedürftigkeit und das damit verbundene Vertrauen schamlos aus.

Jeder Mensch will gesehen, geliebt und geachtet werden. Das sind die tiefsten Grundbedürfnisse eines Menschen. Und je weniger ein Mensch sich geliebt und gesehen fühlt oder je weniger auf seine Bedürfnisse geachtet wurde, desto verführbarer ist er. Er wird dann jedem folgen der den Anschein hat seine Bedürfnisse zu befriedigen. Und die Verführer haben ein feines Gespür dafür, was die Menschen brauchen, und treffen sie damit in ihrem innersten Kern. Sie holen sie bei ihren Ängsten, Sorgen und Nöten ab und versprechen ihnen die Befreiung. Die Voraussetzung dafür aber ist ihrer Botschaft zu folgen, denn nur die beinhaltet die Lösung aller Probleme.  Den Verführern selbst geht es aber ausschließlich um die Bewunderung und die Macht, um eine Herde die ihnen folgt, möglichst treu und ergeben. Ihnen ist die Masse wichtig, denn nur die befriedigt ihren Narzissmus und ihr Streben nach Macht und Anerkennung.

Populisten haben in der Politik heute scheinbar Hochkonjunktur. Sie verkünden das Heil für unsere Gesellschaft und entwickeln zusätzliche Feindbilder, um so auch einen Schuldigen für das Unheil  zu finden. Ihre Botschaften sind einfach und eingängig, in einer schlichten wenn-dann Logik. Auf Grund dieser Logik finden sich dann auch schnelle und einfache Lösungen, denn das Übel und der dafür Schuldige sind ja klar. Damit locken sie dann das Volk. Und es folgen ihnen all diejenigen, die sich in der Gesellschaft nicht gesehen und gehört fühlen. Es sind die Abgehängten, die nicht mithalten können, weil ihnen die nötigen Ressourcen  dafür fehlen. Es sind die „Kleinen“, die sich von den „Großen“ ausgenutzt und nicht gesehen und gehört fühlen.

Aber nicht nur in der Politik, auch im religiösen, spirituellen und gesundheitlichen Bereich gibt es diese Verführer. Die Mittel sind dieselben, einfache Erklärungen mit einfachen und schnellen Lösungen. Das verführt! Wer lange unter dem Druck seiner (gefühlt) unerträglichen und nicht lösbaren Verhältnisse gestanden hat nimmt allzu bereitwillig eine schnelle Lösung an. Deren Wirkung ist meistens kurzfristig, was dann dazu (ver)führt mehr desselben zu tun. Heißt, ich muss mehr büßen, mehr beten, mehr meditieren, mehr Seminare besuchen, mehr Bücher oder mehr von den angepriesenen Heilmitteln kaufen u.a.m. Aber das alles spielt denen in die Kasse, die mir die Lösungen und was dazu gehört anbieten. Scharlatane können davon gut leben. Und letztendlich liegt es an mir, wenn es nicht funktioniert. Ich bin schuld. Die „Kleinen“, die Hilflosen, sind wieder die Opfer.

Jesus sagt im nachfolgenden Text (Matth. 18,10) „Seht zu, dass ihr nicht einen von diesen Kleinen verachtet.“ Nichts anderes aber machen die Verführer, es geht ihnen im Grunde nicht um Achtung und Würde sondern um Ausnutzung. Gott aber geht es um den Einzelnen und nicht um die Masse, die ihm folgt. Ja, er verlässt sogar seine Herde, um das einzelne Schaf, das ausgesondert ist, wieder zurückzuholen. Damit gibt er ihm mehr Würde und „Wichtigkeit“ als der Masse. Es ist nicht mehr eines unter vielen, das nicht bemerkt wird, wenn es verloren geht. Nein, es wird gesehen und vermisst und bekommt damit auch seine Würde zurück. Und es wird zurückgeholt, weil es dazu gehört, zu uns, denn du bist eine/r von uns. Und somit werden die Ab-gehängten wieder zu An-gehängten. Aus den Ausgegrenzten und Verlorenen werden Dazugehörige. Sie werden zu Menschen, die mitmachen und teilhaben dürfen und nicht nur zuschauen. Diese Menschen zu sehen, in dieser Verantwortung stehen wir als Sozialgemeinschaft. Sie zurück in die Gemeinschaft zu holen und ihnen die Ressourcen und Möglichkeiten  zu geben mithalten zu können, das wäre das Ziel. Und das gilt für jede Art der Ausgrenzung, ob für sozial Schwache, Alte, Kranke, Behinderten oder Fremde, alle die am Rand der Gesellschaft, bzw. Gemeinschaft stehen. Denn, „So ist’s auch nicht der Wille bei eurem Vater im Himmel, dass auch nur eines von diesen Kleinen verloren werde.“ (Matth. 18,14)

© R.R. http://www.glaubhaft-sein.de

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