Liebe Ruferfreundinnen und -Freunde

 
Dieser News-Letter gibt drei Einblicke in unser Fortbildungswochenende mit der damaligen Bibliodrama-Ausbildungsgruppe von 1998 – 2001 im Ruferhaus:

Bibliodrama  3. – 5.3.2017 im Ruferhaus

Können sie nur aus Draht und Papier eine Figur bauen? Und für diese Figur, in der Größe passend, ein Zelt, wenn nur Papier und Schaschlik-Stäbe zur Verfügung stehen? Schaffen Sie es, dieses Zelt auch wieder abzubauen und so zu verpacken, dass es von der Person, die es bewohnt, mitgenommen werden kann auf eine Wüstenwanderung?

Sie merken schon, es geht um Das Volk Israel auf seiner Wanderung zum gelobten Land. Und all die komplizierten Schritte zur plastischen Darstellung schaffen Sie, wenn Bernd Hillringhaus das Bibliodrama leitet und Sie berät. Das ist erstaunlich! Aber genauso erstaunlich ist es, dass Sie zu einer der Gestalten des Volkes Israel werden und dass Sie reden und handeln als ein Glied dieses Volkes. Zugleich wird das Geschehen immer mehr ein Teil Ihrer eigenen Lebensgeschichte, und es geht nicht nur um die Beziehung von Mose zu Gott, sondern gleichzeitig um Ihre eigene Gottesbeziehung.

 

Sieben Teilnehmerinnen eines Bibliodrama-Wochenendes wurden bereichert und beschenkt durch die Leitung von Bärbel Dalheimer und Bernd Hillringhaus und planen eine Wiederholung im nächsten Jahr

Taalke Walter

 

 

 Bibliodrama im Ruferhaus – ein Wiedersehen und mehr.

Endlich im 2. Anlauf hat es sich ereignet: „das Ruferhaus in Stauffenburg“, geliebtes Refugium unserer Bibliodrama- Grundausbildung nach 16 Jahren wieder zusehen! Mit dabei waren Bärbel Dalheimer unsere damalige Leiterin und neu als Referent, Bernd Hillringhaus. Beide sind seit langem bibliodramatisch unterwegs und wählten das Thema unserer Fortbildung:

Zwischen Hiersein und Aufbrechen

Ästhetik in der bibliodramatischen Auseinandersetzung.

Am Freitagabend erzählten wir uns im gegenseitigen Respekt und Anteilnahme so manche wegweisende Erfahrung der letzten Jahre.

Schließlich landeten wir zum kreativen Impuls im Ziegenstall. Unter Anleitung von Bernd kreierten wir aus Zinkdraht, Pappkarton und Seidenpapier eine menschliche Gestalt, die in den nächsten Tagen lebendig werden sollte.

Ich war schon ganz neugierig, welcher Bibeltext unseren Text(raum)ausfüllen sollte. Die Spannung stieg, als eine jede von uns mit ihrer Figur auf dem großen Tisch im Wohnzimmer – einer Wüstenlandschaft gleich – ihren Platz fand……

Der Samstagvormittag begann wieder kreativ,- wir bauten ein Zelt aus Schaslikspießen, Draht und Papier, ein Zuhause auf Zeit für unsere Gestalt.

All das brauchten wir für unsere Auseinandersetzung mit dem alttestamentlichen Text  aus 2. Mose 2.33 ff.
Das Volk Israel, ein jeder in ihrem Zelt, lagerte in der Wüste. Eines Morgens machte sich Mose, ihr Führer, mit Josua seinem Diener auf den Weg zur „Stiftshütte“ um Gott zu begegnen.

Er hatte das tiefe Bedürfnis,   Gottes Angesicht zu sehen und sich zu vergewissern, ob Gott mit ihnen im Wüstenerleben unterwegs sei. Immer wenn Mose zur Stiftshütte aufbrach und  Kontakt mit Gott suchte, trat das Volk mit fragendem Blick vor die Tür und sah ihm nach: „wie lange würde er diesmal fortbleiben??„, um ihnen Rede und Antwort zu geben….“

Im Laufe des Tages wurde der Bibeltext gelesen und persönlich bearbeitet.

Diesmal für mich eine neue Erfahrung, ich durfte in aller Freiheit, Worte , Sätze und ganze Passagen im Text wegstreichen, die ich als unwichtig empfand. Überrascht von meiner persönlichen Spurensuche im Text, begab ich mich mit meinen Fragen auf meine persönliche Wüstenwanderung zur Stiftshütte..

Eine jede von uns fand ihren persönlichen Zugang zum Text .

Im Textraum wurde es inmitten unserer Zelte lebendig. Wir verschoben unsere Orte und Positionen auf unserer Wüstenwanderung und schafften so neue Begegnungsmöglichkeiten. Meine Lebens- und Glaubensfragen durften sich im Textraum verorten, erlebten Wegweisendes und waren von der Güte Gottes gesegnet.

Im nächsten Jahr treffen wir uns wieder im Ruferhaus zur weiteren Fortbildung.

Herzliche Einladung an alle aus unserer Gruppe, die diesmal nicht dabei waren.

Christel Tadday

Den weiteren Verlauf und ihr Erleben schildert Irmtraud Peters:

 Am Samstag, dem letzten Tag unseres Bibliodramas „spielten“ wir den Abbruch unseres Zeltes und die Verpackung für den Transport durch die vor uns liegende nächste Wüstenreise. Ich hatte mein Papierzelt eng um die  4 dünnen Haltestangen gewickelt, mit Kordel fest zusammengehalten und mir – wie einen Rucksack – auf den Rücken gebunden. Meine zierliche, aus Draht gebastelte und mit Papier umwickelte Figur sah mit dem weitausladenden Gepäck des „Zelt-Rucksacks“ wie ein startendes Flugzeug aus.

So hätte die Wüstenwanderung starten können  – wenn ich alleine wäre!

Aber da mischte sich die Frage um meinen an  Alzheimer erkrankten Zwillingsbruder ein. Durfte ich ihn zurücklassen so ganz allein und hilflos?  –

Wir spielten den Text und so durchdrang er unser eigenes Leben ?? Suchen und Fragen:„Und wer den HERRN befragen wollte, musste herausgehen vor das Lager….“

Ich stellte mich und meinen Zwillingsbruder langsam, unsicher vor die Stiftshütte und fragte: „HERR, was soll ich mit ihm machen? Er ist so  schwach, er kann kaum laufen. Muß ich ihn tragen?“ 
Verzweiflung und Schmerz packten mich, weinend und schluchzend konnte ich kaum sprechen.

„Frag ihn doch selber!“ war die Antwort

Ich spielte spontan gleichzeitig meine und die Rolle meines Zwillingsbruders:

„Laß mich hier bleiben in Gottes Nähe, hier ist mein Zuhause!“

war seine spontane Antwort .
Ich war überrascht und verblüfft. –

Als die Stiftshütte abgebaut und fertig verpackt zum Aufbruch und Weiterreise vor uns stand, habe ich die kleine Drahtfigur meines Bruders behutsam und sicher unter die Verschnürung geschoben. So ging er mit Gott. Meine Erschütterung war vorbei!

Im bibliodramatischen Prozess ist mir klar geworden: Ich darf, ich muß ihn loslassen, so sehr mich der Abschied von meinem Zwillingsbruder durch sein „Vergessen“ auch berührt und schmerzt.

Aber ich habe auch Gottes Hilfe erlebt, wenn ich voll Vertrauen auf IHN schaue und baue.  Das gilt für mich genauso wie für meinen Bruder.

Euch allen und    G O T T    S E I    D A N K  !                        Irmtraud Peters